Alles ist gut, solange du wild bist! - Abenteuer Bundesliga

Die Hunsrücker weibliche A-Jugend war am Wochenende 7. - 9. Juni in Kaiserau, um an der Qualifikation zur neugeschaffenen Bundesliga teilzunehmen. In sechs Fünferturnieren sollten 15 Mannschaften gesucht werden, die neben den 17 gesetzten Vereinen an der Bundesliga teilnehmen. Unsere Gegner waren der TVG Kaiserau (mit 2 Jugendnationalspielerinnen), JSG Halle/Magdeburg/Barleben (SG der zwei Leistungszentren von Sachsen/Anhalt), SG Sulzbach/Leidersbach (Drittliganachwuchs) und der TV Wörth (Angstgegner aus den vergangenen Jahren). Damit war von Beginn an klar, dass wir die Underdogrolle sehr deutlich inne hatten. Erschwerend kam hinzu, dass die Mannschaft vor dem Turnier einige Spielerinnen abgeben und andere integrieren musste. Von der SG Gösenroth/Laufersweiler wechselte Louisa Bottlender, aus der B-Jugend kamen Hanna Bach, Anna Richard und Ann-Kathrin Molz neu dazu. Wegen Urlaub des Trainers, RPS-Quali der weiblichen B-Jugend und Felketurnier standen uns nur vier gemeinsame Trainingseinheiten zur Verfügung, in denen wir uns vor allem an das Harz gewöhnen mussten. Marie Marx, Torhüterin der B-Jugend, lernte einen Teil ihrer Mitspielerinnen erst in Kaiserau richtig kennen. So wussten wir alle nicht genau, wie das Abenteuer Bundesliga ausgehen würde, ob wir überhaupt annähernd mit unseren Gegnern mithalten können. Unser Motto war das, der wilden Kerle: "Alles ist gut, solange du wild bist!" - ein Seitenhieb auf den Trainer, der die Spielerinnen anfangs mal mit seinem Standardspruch "Auf geht´s, Jungs!" motiviert hatte.

Doch auch die neuformierte Mannschaft war rasend schnell zu einer super Einheit geworden und zeigte auf dem Feld eine sehr positive Einstellung, die mannschaftstaktische und auch körperliche Defizite kompensierte. Mit dieser Einstellung hatten die Spielerinnen schon in den letzten Jahren eine super Entwicklung genommen und sich die Teilnahme an der Bundesligaquali verdient. Gegen den hochmotivierten und von zahlreichen Zuschauern unterstützten Gastgeber konnten wir bis 10 Minuten vor Schluss mithalten, doch eine Verletzung von Judith Schmiedebach und die Manndeckung gegen Helen Schieke und Melissa Gräber brachten uns dann gegen Ende aus dem Rhytmus. Gegen die "Untermain-Auswahl" von Sulzbach/Leidersbach erwischten wir dann einen kompletten Fehlstart mit vielen Nachlässigkeiten, die uns schon zur Halbzeit fast aussichtslos in Rückstand brachten. Hier hätte man am Sinn des Abenteuers zweifeln können, denn der Gegner war handballerisch keineswegs überlegen. Doch die Mannschaft zeigte eine starke Reaktion, war in der zweiten Hälfte nicht wiederzuerkennen. Wir ließen 10 Minuten kein Tor zu und verkürzten auf 11:12, verpassten aber mit vier vergebenen Siebenmetern die Entscheidung zu unseren Gunsten, so dass wir knapp verloren.

Danach ging es zurück in die Sportschule Kaiserau, in der wir schon am Vormittag die Fußballnationalmannschaft der Damen beim Training beobachtet hatten und mit der wir ein gemeinsames Mannschaftsfoto machen durften. Das war sicherlich der Höhepunkt, der nichts mit Handball zu tun hatte. Nach einer Besprechung und einem Brettspielabend ging es am nächsten Morgen gegen unseren Angstgegner aus Wörth. Während wir in den letzten zwei Jahren immer gegen die anderen Spitzenteams der RPS punkten konnten, waren wir gegen Wörth immer chancenlos. Doch diesmal waren wir gleichwertig. Mit einer überragenden 6:0 konnten wir dem Gegner und seiner dominanten Rückraumlinken Paroli bieten, erst ein unberechtigter Siebenmeter sorgte für die endgültige Entscheidung. Im letzten Spiel des Turniers konnten wir dann gegen die körperlich stärkste Mannschaft aus Sachsen/Anhalt nur eine Halbzeit mithalten. Michelle Riotte und Judith Schmiedebach
waren angeschlagen nur auf der Bank, die anderen kämpften aufopferungsvoll, aber in der zweiten Halbzeit war der Akku leer.

Trotz zweier deutlicher Niederlagen und ohne Punktgewinn bewerteten Spielerinnen, Trainer und mitgereiste Eltern das Turnier und die Leistung der Mädels als Erfolg. Ohne große Vorbereitung und mit dem zweitjüngsten Kader des Turniers konnten wir gegen die anderen Teams über weite Phasen mithalten oder waren gleichwertig. Und das nicht bei einem Vorbereitungsturnier, sondern unter absoluten Wettbewerbsbedingungen. Zur absoluten Spitze (Leverkusen, Blomberg, Buxtehude...) gehören wir nicht, aber unsere Hunsrücker Talente müssen den Vergleich mit anderen starken Mannschaften nicht fürchten. Das wird auch in Zukunft für Motivation sorgen, vielleicht nicht nur bei den beteiligten Spielerinnen.

Auf geht´s, Jungs!

Danny und die weibliche A-Jugend bedanken sich für die Unterstützung der Vereine, der Eltern, Physio Wolfgang Schmitz und vor allem bei allen mitgereisten Fans.