Erst pfui, dann hui: Coup in Bendorf
Nach einer ganz schwachen ersten Halbzeit dreht die HSG Irmenach / Kleinich / Horbruch im zweiten Durchgang auf und gewinnt nach 8:13 Rückstand noch 27:26 bei der Turnerschaft Bendorf.
"Die Einstellung der gesamten Mannschaft gegenüber diesem Spiel war im ersten Durchgang negativ", monierte Trainer Matthias Kornes das Geschehen in Halbzeit eins. "Der Ball, die Halle, der Gegner, der Mitspieler, man selbst - alles war schlecht. So kannst du natürlich kein Spiel gewinnen", so Kornes zu den ersten dreißig Minuten. Tatsächlich lieferte die HSG viel Stückwerk ab: Im Angriff zu statisch und meist mit schlechten Abstand zur Bendorfer Deckung, in der Abwehr zu passiv und vor allem zu wenig wach - alleine drei Treffer fielen nach Abprallern zum Gastgeber.
Aber all das sollte sich ändern. "Wir haben in der Halbzeit die Dinge besprochen und offenbar haben wir auch die Köpfe in die richtige Richtung gedreht", sagte Kornes nach dem Spiel. Sein Team kam in Überzahl aus der Kabine, Philipp Mojewski hatte eine völlig unnötige Zeitstrafe kassiert. Die Überzahl nutzte die HSG, verkürzte. Und noch mehr: Beim 15:15 war der Ausgleich da, es folgte die Führung.
Die Hunsrücker ackerten auf einmal deutlich aggressiver und taktisch effizienter in der Deckung, fanden nun einen besseren Mittelweg zwischen dem Druck auf dem Rückraumspieler und dem Abschirmen der Kreisläufer. Denn Bendorf hatte, wie auch die HSG, in der glatten Halle mit dem Spielgerät - es wurde ohne Haftmittel gespielt - so seine Probleme. Meist verzichteten die Aufbauspieler auf den Wurf aus der Distanz, suchten den Kreis oder wollten im eins gegen eins durchbrechen.
Das aber hatte die HSG nun im Griff. Und vorne lief nun Jannick Stürmer zur Bestform auf. Nunmehr nur im Angriff spielend, versenkte der lange Linkshänder vier Bälle im Netz, Nico Weber hingegen fokussierte sich auf die Defensive. Und auch andere drehten nun auf: Mittelmann Manuel Berg steuerte erfolgreich das Angriffsspiel, Peter Hölzenbein arbeitete bis zur Erschöpfung in der Deckung und setzte vorne wichtige Treffer - das gesamte Gästeteam war wie verwandelt.
Bildquelle: HSG IKH - Steuerte drei Treffer bei: Peter Hölzenbein
Dies galt auch für Keeper Benjamin Schug, der in Durchgang eins noch mit sich und seinen Vorderleuten haderte und nun einen Ball nach dem anderen abgriff. Die Gäste drehten das Spiel: Nach dem 19:17 folgten drei Treffer in Serie, das 19:20 war nach dem anfänglichen 1:2 die erst zweite Führung der Hunsrücker. Und besser noch - beim 20:22 hatte die HSG zwei Treffer Plus. Als dann gar das 22:25 fiel, kam, was man im Lager der HSG bereits intensiv vorbereitet hatte: In Unterzahl - Nico Weber musste raus - deckte die Turnerschaft eine Manndeckung ab der Mittellinie mit einem Libero dahinter. Die Gäste reagierte mit dem Wechsel auf zwei Kreisspieler und meisterten auch diese Aufgabe.
Beim 22:26 war dann die Entscheidung durch, als Andreas Denzer in den Schlusssekunden ein cleveres Offensivfoul herausholte, da jubelten die Spieler der HSG über den Coup - und die Steigerung in Halbzeit zwei.
"Ich bin sehr zufrieden mit dieser Entwicklung im Spiel", meinte Trainer Matthias Kornes, "die Truppe hat sich in allen Belangen gesteigert. Wir haben ein richtig schlechtes Spiel gedreht - das war wichtig und das gibt Zuversicht für die kommenden Aufgaben. Wir haben zudem erstmals in meiner Zeit hier ein 'nicht-Harz-Spiel' gewonnen. Auch das ist ein gutes Zeichen." Die Freude war auch bei den Spieler groß: "Der zweite Durchgang war richtig gut", befand Manuel Berg, während Peter Hölzenbein sagte: "Endlich haben wir einmal ein solches Ding umgedreht und aus dem Feuer geholt. Das fühlt sich gut an."
Bendorf: Boinski, Kunz; Brinkmann 4, Becker 3, Strüder 1, Mojowski 1, Litzmann 3, Mohrs 9/2, Barreteau 3, Barthel, Kersten, Schaub 2
HSG IKH: Schug; Gerhard 4, Denzer 3/1, Hölzenbein 3, Weber N. 2, Stoffel 2/1, Stürmer 4, Löw, Berg 3/1, Faust 6/2, Schell